Maybe newbie Runner

Anmeldungsdatum: 17.08.2005 Beiträge: 17 Total Words: 4,128
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Verfasst am: So Sep 04, 2005 10:08 am Titel: Re: [Freeplay] Überleben auf der Straße [Lowlevel] |
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Ich wachte diesen Morgen unnatürlich früh auf. Ein unbewusst im Schlafe ausgeführter Schlag Sarahs Ellenbogen riss mich aus meinem leichten Schlummer – ich weis nicht wann ich zuletzt eine Nacht in Ruhe durchgeschlafen hatte – ohne Sarahs Träume, ohne unerwartete Ereignisse, die mich zwangen von einer Sekunde auf die andere hellwach zu sein, ohne dieses Mädchen, dass sich wohl daran gewöhnt hatte jede Nacht entweder bewusst oder unbewusst mir meinen Schlaf zu nehmen und so fiel auch an diesem Morgen mein Blick zum Fenster, oder dem was Angesichts der verfallenen Mietskaserne in der ich für diese Nacht untergekommen war, mal ein Fenster gewesen sein mochte, nur um festzustellen, dass es noch längst nicht Zeit war wach zu werden, seine Sachen und die Kleine zu packen und wieder zu verschwinden. Ich lasse mich also auf die Decke zurück sinken, auf der ich diese Nacht verbracht hatte und schloss erneut die Augen, in der Hoffnung wenigstens noch ein wenig Ruhe zu finden bevor der Anbruch des Tages mir jegliche Ruhe rauben würde. Wie lange schleppte ich dieses Mädchen nun schon mit mir herum? Vier Monate? Fünf? Keine Frage, es war schon zu viel Zeit vergangen als das ich sie einfach an der nächsten Straßenecke zurücklassen konnte. Außerdem brauchte sie mich – zumindest bildete ich mir das ein. Der Beton des Bodens war hart und unbequem. Daran änderte auch die Decke wenig. Die Nacht war warm und stickig gewesen und auch jetzt hatten sich die Temperaturen noch nicht gesenkt. Ich brauchte Wasser und etwas zu Essen – und Geld. Während ich darüber nachsandte wie ich über den Tag kommen würde, fielen meine Augen wieder zu und ich glitt zurück in den ersehnten wohltuenden Schlaf.
Ein oder zwei Stunden später wachte ich wieder auf. Sarah hatte sich inzwischen eng an mich geschmiegt und die Wärme ihres Körpers trieb mir nur noch mehr Schweiß auf meinen Körper. Ein wenig angewidert von dem Gedanken ihrer Nähe, der sich scheinbar immer in meinen Kopf schlich wenn sie zu nahe bei mir war erhob ich mich und ging wieder zum Fenster. Einst war dies sicher eine mühsam und in bester Absicht errichtete Wohnanlage für die hier tätig gewesenen Arbeiter gewesen aber nun war der graue Plattenbau, in einer dessen Wohnungen ich diese Nacht untergekommen war, nur noch ein verfallener Haufen Beton dem man nur mit viel Mühe sein früheres Dasein als recht passable Unterkunft andichten konnte. Deshalb war ich auch nicht besonders verwundert über die Tatsache, dass das „Fenster“ zudem ich gerade hinunter auf die noch im Halbdunkeln liegende Straße blickte nichts weiter als ein übergroßes Loch in der Wand war, durch das man problemlos Richtung dem fünf Stockwerke weiter unten liegende Asphalt springen konnte, sollte einem das Leben hier irgendwann einmal zuviel werden und ich bezweifelte nicht, dass schon viele von dieser Option gebrauch gemacht hatten. Was mich aber verwunderte - besser gesagt überraschte - war, dass mir der rostige Wasserhahn im Bad immer noch recht sauber aussehendes (und riechendes) Wasser entgegen spuckte, dabei hatte ich gestern Abend, als mir dies zum ersten Mal auffiel zumindest damit gerechnet, dass diese Annehmlichkeit, die man in dieser Gegend so oder so nur selten antraf, nicht lange erhalten blieben würde. Aber ich hatte mich getäuscht. Vielleicht würde ich doch einige Nächte hier bleiben – aber darüber konnte ich mir Gedanken machen wenn es soweit war, jetzt genoss ich erst einmal den Luxus fließenden Wassers und wusch mich ausgiebig, wie ich es schon gestern Abend getan hatte. Danach griff ich nach dem alten abgegriffenen Militärrucksack, der in einer Ecke des heruntergekommenen Zimmers lag und suchte mir meine Sachen für den Tag heraus. Ein ärmelloses Shirt, genäht aus einzelnen Stoffteilen die ich irgendwo einmal hatte mitgehen lassen und eine Jeans, die den Eindruck machte ungefähr doppelt so alt zu sein wie ich es war. Als ich mich angezogen hatte machte ich mich daran Sarah zu wecken. Ich hoffte heute sei ein guter Tag und sie würde mir nicht so viele Schwierigkeiten machen, wie dies schon manchmal der Fall gewesen war. Ich ging langsam zu ihr, kniete mich neben den reglosen noch schlafenden Körper und strich ihr das lange schwarze Haar aus dem Gesicht. Dabei bemerkte ich nur beiläufig die winzige Spinne die in ihrem Haar herumkroch. Sie öffnete ihre Lieder und ich sah für einen Moment in die starr gerade ausblickenden leblosen Augen des jungen Mädchens. Sie braucht mich, dachte ich wieder für einen Moment. „Wir müssen los.“ sagte ich knapp. Sie erwiderte nichts und so ging ich wieder hinüber zum Fenster und setzte mich auf den Rest, der einmal ein Fenstersims gewesen war und schaute hinaus. Die Obdachlosen erhoben sich langsam aus den Gassen und gingen nun die Straße entlang auf der Suche nach etwas zu Essen für den Tag. Eine Suche auf die auch ich mich bald wieder begeben müsse. Ich erhob mich von dem Sims und ging zu meinem Rucksack um all meine Sachen hineinzupacken die ich mitnehmen würde. Ich nahm auch Sarahs Sachen die sie vor dem Gang ins Bad hatte achtlos auf den Boden geworfen und verstaute sie. Dann sah ich mich noch einmal im Zimmer um als Sarah unbekleidet aus dem Bad kam. Schnell wandte ich meinen Blick von dem knochigen, von den Verhältnissen des Straßenlebens gezeichneten Körper ab, auch wenn ich wusste, dass es ihr gefallen hätte, hätte ich sie noch eine Weile angesehen. „Wo sind die Klingen?“ ertönte ihre Stimme leise und ein wenig zitternd. Doch sie veranlasste mich trotzdem wortlos in eine der Taschen des Rucksacks zu greifen und ihr eine Packung Rasierklingen entgegen zu werfen. Sarah war eine Schamanin, zumindest hatte sie mir dies erzählt. Was heißt erzählt? Sie hatte es mich sehen lassen – in meinen Träumen, kurz nachdem ich sie aus dieser Anstalt für geistig eingeschränkte Jugendliche (wie es auf der Plakette neben den schweren Einsentüren geheißen hatte) geholt hatte. Sie war der festen Auffassung sie könne ihre Magie nicht wirken wenn sie sich zuvor nicht selbst verletzte. Ob das nun wirklich zutraf oder ob das ein Produkt ihrer kranken Psyche war wusste ich nicht, aber ich konnte auch nicht behaupten, dass die auch nur irgendeine Rolle gespielt hätte. Nachdem ich aufgehört hatte in meinen Gedanken zu schweifen fiel mein Blick wieder auf das Mädchen. Sie hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet.
Während sie die Klinge auf den Boden fallen lies, wo sie einen weiteren blutigen Fleck hinterließ begann ihr Körper plötzlich eckstatisch zu zucken. Sie lag nun auf dem Boden, die Arme um die dünnen Beine geschlungen, die Augen immer noch tot ins Leere starrend. Die Beschaffenheit ihrer blassen Haut begann sich zu ändern, nun spross am ganzen Körper dünnes dunkles Haar aus ihr, das sich mit der Zeit zu einem dichten schwarzen Fell entwickelte. Währenddessen begann sich auch ihr Knochenbau zu verändern. Die dünnen Oberschenkel wurden ein wenig kürzer und noch dünner, ihr Oberkörper formte sich maskuliner und lies ihre Brüste verschwinden, ihr Gesicht zog sich nach vorn bis die Gesichtszüge verschwammen und zu denen eines Hundes geworden waren. Nun lag nicht mehr das junge Mädchen vor mir, sondern eine, für ihre Rasse, sonderbar große schwarze Dogge. Ich fragte mich jedes Mal ob ich dieses Schauspiel nun faszinierend, erschreckend oder einfach nur abstoßend finden sollte. Obwohl für mich seltsamer weise seit einiger Zeit fast alles was sie tat etwas von letzterem barg.
Ich hob die blutige Klinge auf und säuberte sie an meiner Jeans. Dann verstaute ich sie wieder bei den anderen im Rucksack, nahm diesen auf die Schultern, blickte noch ein letztes Mal hinaus auf die Straße und ging. Dicht hinter mir hörte ich die tapsenden Schritte des Hundes.
Unten auf der Straße angekommen sah ich mich um. Es war wie jeden Morgen, ich merkte mir noch einmal die Nummer der Wohnung in der ich diese Nacht verbracht hatte und ging dann, immer im Schatten bleibend, die Straße hinab.
[OT: Hier kann jeder der will mitschreiben. Solange er einen Char hat der zu dem Lowlevel passt. Das ist hier keine Kampagne, sondern einfach die Geschichte des Lebens auf der Straße in der 6. Welt. Jeder kann für seinen Charakter schreiben was er möchte, ich werde nicht den SL machen, daher kann jeder die Umgebung in der er sich gerade befindet, oder die NPCs mit denen er interagiert selbst beschreiben und handeln lassen, wenn er das möchte. Genauso müssen die SCs sich nicht zwingend friedlich gesinnt sein.] |