Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Jezebelle Top Runner

Anmeldungsdatum: 03.01.2005 Beiträge: 1000+ Total Words: 62,508 Wohnort: bei Hannover
|
Verfasst am: So Jan 28, 2007 3:08 pm Titel: Just a Job... |
|
Hier mal wieder ein Versuch von mir. Kritik ist gern gesehen und gewünscht!
„Ist das alles was du drauf hast?“ dachte die Frau im Stillen, während sich der Norm, den sie in dieser Bar abgeschleppt hatte, nach Kräften bemühte seine Qualitäten als feuriger Liebhaber unter Beweis zu stellen. Sie war gut im Schauspielern. Ein kleiner Seufzer hier, ein leises Stöhnen da, vielleicht noch ein verzücktes Lächeln und schon dachte der Typ er sei Gottes Geschenk an die Frauenwelt. Sie hatte wirklich mehr erwartet von dem gut 2m großen Hünen mit den silbernen Augen und den schön definierten Muskeln. Und jetzt musste sie sich sogar ein Gähnen verkneifen. Endlich schien auch er, nach ihrem oscarverdächtig vorgetäuschten Höhepunkt, zum Ende zu kommen. Er stöhnte laut, bäumte sich auf und sackte dann kraftlos, erschöpft, aber sichtlich zufrieden auf ihr zusammen. Sie unterdrückte den Impuls auf die Uhr zu sehen, wie lange das Trauerspiel denn gedauert hatte, stattdessen erwiderte sie halbherzig den Kuss, den er ihr aufdrücken wollte, als er sich von ihr herunter in die zerwühlten Laken rollte. Räkelnd und streckend, wie nach einem langen, langweiligen Schlaf setzte sie sich auf und sah sich dann nach ihren Zigaretten um, erspähte sie in einem der Klamottenstapel, stand auf und griff nach dem Päckchen Nikosticks. Ihre Finger zitterten wie immer, als sie eine der Zigarette aus der Schachtel zog, sich in den Mund steckte und mit dem alten Zippo anzündete. „Auch eine?“ fragte sie, die Kippe im Mundwinkel. Der Norm, der deutlich entspannt und selig grinsend auf dem Rücken lag und sie betrachtete nickte nur, also warf sie ihm Schachtel und Feuerzeug zu.
Auch der Norm genoss die Portion Nikotin nach dem aufregenden Treiben und zog tief und genüsslich an der Zigarette, während er die Elfenfrau betrachtete. Nicht wirklich schön, aber interessant. Die helle Haut, das lange Haar, aber dann diese dutzenden Narben und dunklen Tattoos. Wahrlich interessant, wie sein Kontakt sie ihm beschrieben hatte. Einen kleinen Moment blieb er mit dem Blick bei der markanten Narbe über dem Auge hängen, die ihn irgendwie störte. Wenn sie wirklich so gut im Geschäft war wie es hieß, warum hatte sie sich diesen Makel nicht schon lange entfernen lassen? Oder war es vielleicht eine morbide Form des Markenzeichens? Er ließ seinen Blick noch mal über die Elfe schweifen, über die weiblichen Rundungen ihres Körpers, die mattschwarzen Tätowierungen, die in völligem Kontrast zu der blassen Haut standen, die er sich aber nun einprägte. So viel Information wie möglich über sie einholen, das war der Auftrag.
Das dümmliche Grinsen des Typen irritierte die Elfe ein wenig, sie sah ihn leicht verwirrt an. „Ist was?“ fragte sie in recht frostigem Ton. Er verneinte kopfschüttelnd und rauchte weiter seine Zigarette vor sich hin, Rauchkringel in die Luft pustend. Sie klemmte sich dann die Zigarette in den Mundwinkel und nahm ein paar ihrer Sachen auf. „Ich geh dann mal duschen…“ verkündete sie nur knapp und wandte sich um zum Bad, schloss die Tür hinter sich. Tatsächlich stellte sie sich dann auch kurz unter das prasselnde Wasser, was zu ihrer Überraschung sogar wirklich warm war. Wohlig räkelte sie sich unter dem Duschstrahl und genoss das Gefühl auf ihrer Haut.
Der Norm nutzte indes die Gelegenheit und verließ leise das Bett, um sich die Sachen der Elfe genauer anzuschauen. Geschickt durchwühlte er Mantel und Rucksack. Sie hatte nicht wirklich viel Persönliches oder Aufschlussreiches bei sich. Nur eine Sache fiel ihm auf. Ein Foto von ihr, zusammen mit einem Mann und einem kleinen Kind. Warum auch immer mit einem Stift auf dem Bild herumgekritzelt worden war und der Mann nun gekrakelte Flügel hatte. Keine Signatur oder ein Datum waren zu lesen, aber das hier reichte vielleicht ja schon. Die Cyberaugen des Norms prägten sich das Bild mit der technischen Genauigkeit einer Kamera ein, als er leise und triumphierend über seine Entdeckung für sich feststellte. „…sie hat also Familie…“ Sofort nahm er erschrocken die Hand vor den Mund und sah ängstlich zur Badezimmertür, aber erleichtert stellte er dann fest, dass das Wasser immer noch rauschte. Bei dem Gedanken an den nassen Körper der Elfe unter der Dusche fühlte er ein wohliges Kribbeln in der Lendengegend und überlegte, ob er sie wohl noch mal ins Bett bekommen würde, bevor er genug über sie für seinen Auftraggeber herausgefunden hatte und sie vielleicht sogar töten musste.
Die Elfe duschte keineswegs mehr. In ein Handtuch gewickelt, saß sie gerade auf dem Toilettendeckel und riss die Verpackung einer Ampulle auf. „…sie hat also Familie…“ hörte sie den Norm drüben im Zimmer flüstern, denn ihre Cyberohren filterten die Geräusche der Dusche raus und waren auf Lauschen eingestellt. Ein Lächeln huschte über ihre Züge, als habe sie geahnt, dass der Typ ihre Sachen durchwühlen würde. Ob ihm wohl aufgefallen war, dass ihre Waffe nicht mehr im Holster war? „Später!“ ermahnte sie sich im Geiste und konzentrierte sich wieder au ihr Vorhaben. Es war nicht gerade leicht, den kleinen Druckluftinjektor mit der Ampulle zu bestücken. Ihre zittrigen Finger erschwerten ihr die Aufgabe ungemein, so dass sie die Ampulle sogar beinahe fallen ließ. Als sie es dann endlich geschafft hatte und das kleine Glasbehältnis knackend einrastete, seufzte sie lautlos und erleichtert. Sie atmete dann tief ein, als sie den Injektor an der Halsschlagader ansetzte und abdrückte. Mit einem Zischen schoss die Flüssigkeit in ihren Blutkreislauf. Erst brennend, dann wohlig warm breitete sich der, von ihrem Streetdoc angemischte, Cocktail aus Schmerzmitteln und Psychopharmaca in ihren Adern aus. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig und kontrolliert, genoss das Gefühl der totalen Ruhe, das nun langsam durch ihren Körper floss, bis ins Gehirn waberte. Es kostete sie Überwindung sich in die Realität zurückzukämpfen, war es doch grad so angenehm gewesen sich diesem Gefühl der absoluten Ruhe hinzugeben. Dennoch stand sie nun auf, legte das Handtuch ab und stieg in ihre Klamotten. Die Haare band sie zu einem einfachen Knoten zusammen und ergriff dann, immer noch etwas schwammig im Kopf, ihre Waffe. Der kleine, silberne Stern der im Griff der AresPredator eingelassen war funkelte verheißungsvoll. Die perfekt auf sie zugeschnittene Pistole lag so unglaublich gut in ihrer, nun ruhigen, Hand. Der Link im Griff sprach sofort auf die Smartgunverbindung in ihrem Körper an und wies sie darauf hin, dass die Waffe einsatzbereit sei, sich aber nur noch 4 Kugeln im Magazin befänden. „Reicht völlig..“ schmunzelte sie selbstsicher in sich hinein. Sie umschloss den Griff der Pistole fester, strich beinahe zärtlich über den mattschwarzen Lauf und registrierte noch mal mit einem Lächeln, dass das Zittern ihrer Hände nun gänzlich aufgehört hatte. Hoffentlich erwartete der Typ ihren Angriff jetzt nicht. Wusste er vielleicht, dass er nur ein Job war? Dass sie dafür bezahlt wurde ihn zu töten? Sie lauschte noch einmal in den Nebenraum.
Die Tür des Badezimmers flog krachend auf und die Elfe stand dort mit einer Waffe in der Hand, auf ihn gerichtet und schoss. Zur gleichen Zeit schoss auch das Adrenalin durch den Körper des Norms und seine verstärkten Reflexe katapultierten ihn in Richtung Deckung hinter das Bett. Verdammt! Warum hatte er das nicht geahnt, warum hatte er keine Waffe parat, so ungeschützt im Nahkampf hätte er keine Chance! Die Gedanken erreichten zeitgleich mit der 9mm Kugel sein Gehirn. Er streckte noch im Sprung die Hand nach seiner, auf dem Tisch liegenden, Waffe aus, klatschte aber wenige Zentimeter bevor er sie erreichen konnte schlaff zu Boden, Blut und Hirnmasse spritzten auf Bett und Wand und regneten auf den toten Körper.
Erleichtert steckte sie die Waffe weg. Ihr Herz raste und jeder einzelne Schlag hämmerte in ihrem Kopf. Sie warf nur noch einen kurzen Blick auf die Leiche des Norms, auf das makabere Farbenspiel aus Blut, Hirn, Haut und Cyberware. Sie fühlte nichts, außer der aufsteigenden Übelkeit, des Geruches wegen. Schnell nahm sie ihre restlichen Sachen auf, strich das Foto liebevoll glatt bevor sie es einsteckte, sah sich noch mal um im Raum und verabschiedete den Toten mit einem Nicken.
Mit einem leisen Klicken fiel die Tür des Zimmers ins Schloss und Jezebelle ging in Seelenruhe den Korridor entlang und auf den Fahrstuhl zu. Der Putzfrau, die gerade um die Ecke des Flures bog mit ihrem Reinigungswagen, steckte sie einen Checkstick zu mit den Worten „…für die Unannehmlichkeiten…“. Dann fuhr sie nach unten, steckte sich in der Lobby zufrieden eine Zigarette an und verließ das Motel.
Die gellenden Schreie, die das ganze Haus weckten, als die Putzfrau die Leiche fand, hörte sie schon nicht mehr auf dem Weg zurück in die Schatten. |
_________________ ...better to be hated for who you are - than loved for who you are not... |
|
| |
 |
MasterGecko
Verbraucher Info

Offizielles TSF Totemtier, sowie Oberster Werbeträger
|
Verfasst am: So Jan 28, 2007 3:08 pm Titel: Werbepause |
|
|
________________
In a negotiation - he who cares less, wins. - anonymous
|
|
Nach oben |
|
 |
|
| |
 |
|
| |
 |
Jezebelle Top Runner

Anmeldungsdatum: 03.01.2005 Beiträge: 1000+ Total Words: 62,508 Wohnort: bei Hannover
|
Verfasst am: Mo Jan 29, 2007 12:58 pm Titel: Re: Just a Job... |
|
Das mit den Js und Arschlöchern kam von Krix, hab ich ehrlich gesagt auch nich so verstanden...
Hmh, ok werd an den Satzlängen basteln.
Was die anderen Punkte betrifft. Ich hatte es vorher anders und fand, dass es schwer ist, das Wie/Warum usw. auch noch mit reinzubringen, ohne sich zu verhaspeln. Aber ich denk nochmal drauf rum und stell die neue Version dann ein.
Danke für die Anregungen!
Im Endeffekt will ich auch keine perfekten Kurzgeschichten (das schaff ich eh nie, auch nich mit Übung) abliefern, ich möchte immer mal kurze Momentaufnahmen meiner Chars schreiben und die dann in ein (nur für mich) kleines Buch packen. ^^
Denn die ganzen Zusammenhänge erklären, dass sie Sinn machen, das sprengt den Rahmen! ^^
Edit(h) wollte noch den letzten Teil hinzufügen! |
_________________ ...better to be hated for who you are - than loved for who you are not... |
|
| |
 |
|
| |
 |
Jezebelle Top Runner

Anmeldungsdatum: 03.01.2005 Beiträge: 1000+ Total Words: 62,508 Wohnort: bei Hannover
|
Verfasst am: Mo Jan 29, 2007 1:10 pm Titel: Re: Just a Job... |
|
Naja, der Name "Jezebelle" (Jezebel + Belle) kommt ja nicht von ungefähr, wenn ihr einer gefällt, dann nimmt se den mit... kann man ja vorher nicht wissen, dass der ne Lusche ist. Und wenn der draufeinsteigt, warum sich anders Zugang zum Geeken verschaffen, wenn man ihn einfach abschleppen kann.
Die anderen Ideen sagen mir nicht so zu, denn es ist ja schon klar, dass sie ihn killt, weil sie die Waffe mit ins Bad nimmt, die Vorbereitungen (die Drogen, damit sie überhaupt schießen kann) macht.
Ich grübel drauf rum! ^^ |
_________________ ...better to be hated for who you are - than loved for who you are not... |
|
| |
 |
|
| |
 |
|
| |
 |
|
| |
 |
|
| |
 |
|
| |
 |
Jezebelle Top Runner

Anmeldungsdatum: 03.01.2005 Beiträge: 1000+ Total Words: 62,508 Wohnort: bei Hannover
|
Verfasst am: Di Jan 30, 2007 1:28 pm Titel: Re: Just a Job... |
|
So, ich hab mal ein bißchen geschraubt und versucht zu erklären...
Ist es jetzt besser? (Oder hab ich`s nun kaputtgespielt?) *indigoliebanguck*
Neuer Versuch:
„Ist das alles was du drauf hast?“ dachte die Frau im Stillen, während sich der Norm, den sie in dieser Bar abgeschleppt hatte, nach Kräften bemühte seine Qualitäten als feuriger Liebhaber unter Beweis zu stellen. Was war einfacher, als den Kerl den man eh für seinen Johnson umbringen sollte, anzuflirten, mitzunehmen und ihn dann zu erwischen wenn er am wehrlosesten war? Es war in diesem Geschäft halt teuer seinen Schieber zu hintergehen und das musste er eben jetzt bezahlen.
Sie war gut im Schauspielern. Ein kleiner Seufzer hier, ein leises Stöhnen da, vielleicht noch ein verzücktes Lächeln und schon dachte der Typ er sei Gottes Geschenk an die Frauenwelt. Sie hatte wirklich mehr erwartet von dem gut 2m großen Hünen mit den silbernen Augen und den schön definierten Muskeln. Er hatte ihr schon auf dem Foto gefallen, ein hübscher Mann. Aber jetzt musste sie sich sogar ein Gähnen verkneifen. „Noch nicht…“ dachte sie im Stillen. „Nicht bevor es vorbei ist.“ Die Erfahrung hatte sie schon einmal gemacht, einen Typen mitten im Akt zu töten. Schöne Sauerei. Nicht noch mal. Danach reicht völlig! Endlich schien auch er, nach ihrem oscarverdächtig vorgetäuschten Höhepunkt, zum Ende zu kommen. Er stöhnte laut, bäumte sich auf und sackte dann kraftlos, erschöpft, aber sichtlich zufrieden auf ihr zusammen. Sie unterdrückte den Impuls auf die Uhr zu sehen, wie lange das Trauerspiel denn gedauert hatte, stattdessen erwiderte sie halbherzig den Kuss, den er ihr aufdrücken wollte, als er sich von ihr herunter in die zerwühlten Laken rollte. Räkelnd und streckend, wie nach einem langen, langweiligen Schlaf setzte sie sich auf und sah sich dann nach ihren Zigaretten um, erspähte sie in einem der Klamottenstapel, stand auf und griff nach dem Päckchen Nikosticks. Ihre Finger zitterten wie immer, als sie eine der Zigarette aus der Schachtel zog, sich in den Mund steckte und mit dem alten Zippo anzündete. „Auch eine?“ fragte sie, die Kippe im Mundwinkel. „Beschäftige ihn, während du dich vorbereitest…“ ermahnte sie sich selbst. Der Norm, der deutlich entspannt und selig grinsend auf dem Rücken lag und sie betrachtete nickte nur, also warf sie ihm Schachtel und Feuerzeug zu.
Auch er genoss die Portion Nikotin nach dem aufregenden Treiben und zog tief und genüsslich an der Zigarette, während er die Elfenfrau betrachtete. Super! Neuer Schieber, neuer Job… ein paar popelige Informationen über die Mitarbeiterin eines Konkurrenten raus finden. Und dann geht einem die Kleine sofort ins Netz und man kriegt sie sogar noch ins Bett. Er grinste. Sie war nicht wirklich schön, aber interessant. Die helle Haut, das lange Haar, aber dann diese dutzenden Narben und dunklen Tattoos. Wahrlich interessant, wie sein Kontakt sie ihm beschrieben hatte. Einen kleinen Moment blieb er mit dem Blick bei der markanten Narbe über dem Auge hängen, die ihn irgendwie störte. Wenn sie wirklich so gut im Geschäft war wie es hieß, warum hatte sie sich diesen Makel nicht schon lange entfernen lassen? Oder war es vielleicht eine morbide Form des Markenzeichens? Er ließ seinen Blick noch mal über die Elfe schweifen, über die weiblichen Rundungen ihres Körpers, die schwarzen Tätowierungen, die in völligem Kontrast zu der blassen Haut standen, die er sich aber nun einprägte. So viel Information wie möglich über sie einholen das war der Auftrag. Zählten da auch Qualitäten im Bett?
Das dümmliche Grinsen des Typen irritierte die Elfe ein wenig, sie sah ihn leicht verwirrt an. „Ist was?“ fragte sie in recht frostigem Ton. Er verneinte kopfschüttelnd und rauchte weiter seine Zigarette vor sich hin, Rauchkringel in die Luft pustend. Sie klemmte sich dann die Zigarette in den Mundwinkel und nahm ein paar ihrer Sachen auf. „Ich geh dann mal duschen…“ verkündete sie nur knapp und wandte sich um zum Bad, schloss die Tür hinter sich. Tatsächlich stellte sie sich dann auch kurz unter das prasselnde Wasser, was zu ihrer Überraschung sogar wirklich warm war. Wohlig räkelte sie sich unter dem Duschstrahl und genoss das Gefühl auf ihrer Haut.
Der Norm nutzte indes die Gelegenheit und verließ leise das Bett, um sich die Sachen der Elfe genauer anzuschauen. Geschickt durchwühlte er Mantel und Rucksack. Sie hatte nicht wirklich viel Persönliches oder Aufschlussreiches bei sich. Nur eine Sache fiel ihm auf. Ein Foto von ihr, zusammen mit einem Mann und einem kleinen Kind. Warum auch immer mit einem Stift auf dem Bild herumgekritzelt worden war und der Mann nun gekrakelte Flügel hatte. Egal! Keine Signatur oder ein Datum waren zu lesen, aber das hier reichte vielleicht ja schon. Die Cyberaugen des Norms prägten sich das Bild mit der technischen Genauigkeit einer Kamera ein, als er leise und triumphierend über seine Entdeckung für sich feststellte. „…sie hat also Familie…interessant…“ Sofort nahm er erschrocken die Hand vor den Mund und sah ängstlich zur Badezimmertür, aber erleichtert stellte er dann fest, dass das Wasser immer noch rauschte. Bei dem Gedanken an den nassen Körper der Elfe unter der Dusche fühlte er ein wohliges Kribbeln in der Lendengegend und überlegte, ob er sie wohl noch mal ins Bett bekommen würde, wenn der Job erledigt war. Oder würde er sie töten müssen?
Die Elfe duschte keineswegs mehr. In ein Handtuch gewickelt, saß sie gerade auf dem Toilettendeckel und riss die Verpackung einer Ampulle auf. „…sie hat also Familie…interessant…“ hörte sie den Norm drüben im Zimmer flüstern, denn ihre Cyberohren filterten die Geräusche der Dusche raus und waren auf Lauschen eingestellt. Ein Lächeln huschte über ihre Züge, als habe sie geahnt, dass der Typ ihre Sachen durchwühlen würde. Ob ihm wohl aufgefallen war, dass ihre Waffe nicht mehr im Holster war? „Später!“ ermahnte sie sich im Geiste und konzentrierte sich wieder auf ihr Vorhaben. Es war nicht gerade leicht, den kleinen Druckluftinjektor mit der Ampulle zu bestücken. Ihre zittrigen Finger erschwerten ihr die Aufgabe ungemein, so dass sie die Ampulle sogar beinahe fallen ließ. Als sie es dann endlich geschafft hatte und das kleine Glasbehältnis knackend einrastete, seufzte sie lautlos und erleichtert. Sie atmete dann tief ein, als sie den Injektor an der Halsschlagader ansetzte und abdrückte. Mit einem Zischen schoss die Flüssigkeit in ihren Blutkreislauf. Erst brennend, dann wohlig warm breitete sich der, von ihrem Streetdoc angemischte, Cocktail aus Schmerzmitteln und Psychopharmaca in ihren Adern aus. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig und kontrolliert, genoss das Gefühl der totalen Ruhe, das nun langsam durch ihren Körper floss, bis ins Gehirn waberte. Es kostete sie Überwindung sich in die Realität zurückzukämpfen, war es doch grad so angenehm gewesen sich diesem Gefühl der absoluten Ruhe hinzugeben. Dennoch stand sie nun auf, legte das Handtuch ab und stieg in ihre Klamotten. Die Haare band sie zu einem einfachen Knoten zusammen und ergriff dann, immer noch etwas schwammig im Kopf, ihre Waffe. Der kleine, silberne Stern der im Griff der AresPredator eingelassen war funkelte verheißungsvoll. Die perfekt auf sie zugeschnittene Pistole lag so unglaublich gut in ihrer, nun ruhigen, Hand. Der Link im Griff sprach sofort auf die Smartgunverbindung in ihrem Körper an und wies sie darauf hin, dass die Waffe einsatzbereit sei, sich aber nur noch 4 Kugeln im Magazin befänden. „Reicht völlig..“ schmunzelte sie selbstsicher in sich hinein. Sie umschloss den Griff der Pistole fester, strich beinahe zärtlich über den mattschwarzen Lauf und registrierte noch mal mit einem Lächeln, dass das Zittern ihrer Hände nun gänzlich aufgehört hatte. Hoffentlich erwartete der Typ ihren Angriff jetzt nicht. Wusste er vielleicht, dass er nur ein Job war? Dass sie dafür bezahlt wurde ihn zu töten? Sie lauschte noch einmal in den Nebenraum.
Die Tür des Badezimmers flog krachend auf und die Elfe stand dort mit einer Waffe in der Hand, auf ihn gerichtet und schoss. Zur gleichen Zeit schoss auch das Adrenalin durch den Körper des Norms und seine verstärkten Reflexe katapultierten ihn in Richtung Deckung hinter das Bett. Verdammt! Warum hatte er das nicht geahnt? Warum hatte er keine Waffe parat? So ungeschützt im Nahkampf hätte er keine Chance! Die Gedanken erreichten zeitgleich mit der 9mm Kugel sein Gehirn. Er streckte noch im Sprung die Hand nach seiner, auf dem Tisch liegenden, Waffe aus. Aber er klatschte wenige Zentimeter bevor er sie erreichen konnte schlaff zu Boden. Blut und Hirnmasse spritzten auf Bett und Wand und regneten auf den toten Körper.
Erleichtert steckte sie die Waffe weg. Ihr Herz raste und jeder einzelne Schlag hämmerte in ihrem Kopf. Sie warf nur noch einen kurzen Blick auf die Leiche des Norms, auf das makabere Farbenspiel aus Blut, Hirn, Haut und Cyberware. Sie fühlte nichts, außer der aufsteigenden Übelkeit, des Geruches wegen. Schnell nahm sie ihre restlichen Sachen auf, strich das Foto liebevoll glatt bevor sie es einsteckte, sah sich noch mal um im Raum und verabschiedete den Toten mit einem Nicken.
Mit einem leisen Klicken fiel die Tür des Zimmers ins Schloss. Jezebelle ging in Seelenruhe den Korridor entlang und auf den Fahrstuhl zu. Der Putzfrau, die gerade um die Ecke des Flures bog mit ihrem Reinigungswagen, steckte sie einen Checkstick zu. „…für die Unannehmlichkeiten…“. Dann fuhr sie nach unten, steckte sich in der Lobby zufrieden eine Zigarette an und verließ das Motel.
Die gellenden Schreie, die das ganze Haus weckten, als die Putzfrau die Leiche fand hörte sie schon nicht mehr auf dem Weg zurück in die Schatten. |
_________________ ...better to be hated for who you are - than loved for who you are not... |
|
| |
 |
|
| |
 |
|
| |
 |
|
| |
 |
|