[Roman Leseprobe] Das Buch Ruth

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Cpt.Tripps
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[Roman Leseprobe] Das Buch Ruth

Beitrag von Cpt.Tripps »

Ein langjaehriger Freund hat mir eine Leseprobe zu seinem Roman zugeschickt. Das gesamte Werk ist auf DesertWars zum Download bereit.

Der komplette Roman ist nun online [Zum Download hier klicken].
  • Das Buch Ruth
    Von Thomas Beck
    - Leseprobe
Eine weibliche, gut verständliche Lautsprecherstimme verkündete die Ankunft des Zuges. Viele Wartende standen auf, die letzten begaben sich zum Bahnsteig. Auch Sakura und Racker machten sich bereit. Nach drei Minuten ergoß sich der Strom der Reisenden in die Halle. Darunter waren Touristen, Schlipse und Pinkel, oder auch eine Kombination aus mehreren Elementen, die üblichen Reisenden eben. Die Ströme verteilten sich in Richtung Taxistände, Verwandte in der Halle, Monorailstation und zum Busbahnhof im Tiefgeschoß. Die beiden Elfen reihten sich ein, ließen sich treiben. Sie nahmen die Rolltreppen nach unten, orientierten sich scheinbar an den Informationstafeln und gingen dann zu der Abfahrtsstelle nach der Tacoma Mall. Nach drei Minuten fuhr der mit Graffiti verschmierte Bus ein. Die beiden Frauen stiegen ein. Sakura bezahlte die Fahrt für beide, indem sie die Suzuka SIN benutzte. Ohne gültige SIN durfte man nicht einmal Bus fahren. Der Busfahrer befand sich in einer Kabine aus kugelsicherem Glas. Nicht daß außer einem Credsticklesegerät irgend etwas zu stehlen gewesen wäre. Sie setzten sich in der Nähe des Ausganges auf einen nicht ganz zerfetzten Sitz hin. Irgendwelche Idioten hatten an einigen Sitzen die Schärfe ihrer Messer ausprobiert. Der Bus war relativ leer. Die morgendliche Rush Hour war schon seit Stunden vorbei und die andere würde erst ab drei Uhr nachmittags beginnen. Kein bekanntes Gesicht stieg mit ein. Der Bus roch nach Schweiß und billigem Luftreiniger. Sie fuhren eine Zeitlang durch den Bustunnel Richtung Süden.

Racker ging mehrmals auf Astralsicht, keiner verfolgte sie astral, diese Tunnel machten nicht nur eine Verfolgung mit Drohnen fast unmöglich, sondern auch eine astrale Verfolgung sehr schwer. Kein Magier ging ohne Flaues Gefühl unter die Erde. Die Erde war ein duales Wesen, das nur sehr langsam durchdrungen werden konnte. Es war also nicht möglich, daß ein astraler Verfolger sich großartig in einem unterirdischen Tunnel verstecken oder tarnen konnte.

Schon bald kamen sie wieder an die Oberfläche, es nieselte leicht. Sakura las in ihrem Manga weiter und Racker spielte ein Geschicklichkeitsspiel auf ihrem Taschensekretär. Es hieß Coll Ball IV und es galt farbige Kugeln anzuschießen, die sich von oben nach unten bewegten. Unten vermischten sich die Kugeln mit den schon heruntergefallenen und wenn die Kugel die gleiche Farbe hatte, wie die auf dem Boden, löste sie sich auf. Ein altes Spielprinzip, aber immer noch spaßig. Der Bus füllte sich, je näher sie der Tacoma Mall kamen, dort stiegen die meisten aus, auch Racker und Sakura. Sie gingen zwei Haltestellen weiter und warteten auf einen Bus, der sie nach Auburn bringen würde. Es regnete nun stärker, ein kalter Wind kam auf. Die Stadt des Regens machte ihrem Namen alle Ehre. Sakura zog ihre Kapuze über den Kopf.

Endlich kam der Bus, wieder bezahlte sie, ließ den Betrag ein weiteres mal von ihrem Credstick mit der Suzuka SIN abbuchen. Diesmal fuhren sie nur drei Stationen weit, in einer tristen Gegend in Auburn stiegen sie aus. Abfall lag hier und da auf dem Boden, der Asphalt war rissig. Trübe Pfützen hatten sich gebildet, die Oberfläche schimmerte bunt. Passanten waren wegen dem Regen kaum zu sehen. Sie kamen an einem ausgeplünderten Grid Guide Masten vorbei. Wie Gedärme hingen noch einige Drähte aus den Öffnungen für die Sensoren und Kameras heraus.

Die beiden Frauen gingen in eine Einfahrt zwischen zwei älteren Gebäuden hinein, vor ihnen ragte ein Langzeitparkhaus auf. Das Rolltor des fensterlosen grauen Kastens mit dem Charme eines Bunkers war heruntergelassen, die Wände mit Graffiti der örtlichen Gang verschmiert. Es führte nur eine Tür, die sich links vom Rolltor befand, hinein. Neben der Tür befand sich ein Kartenlesegerät mit Zahlenfeld.

Sakura kramte ihre Zugangskarte heraus, schob sie in den dafür vorgesehenen Schlitz und gab den sechsstelligen Code ein. Mit einer kurzen Verzögerung entriegelte das Schloß und sie betraten einen kurzen Gang, der als Schleuse diente. Erst als die äußere Tür wieder fest verriegelt war, öffnete sich die Innere Tür. Ein weiterer trister Gang. Auf der rechten Seite befand eine Glaswand, die einen Blick auf das dahinter liegende Büro frei gab. Ein bulliger Ork mit einer Remington 990 über den Knien, einer Ruger Warhawk im Holster und einem übergroßen Betäubungsschlagstock auf der anderen Seite im Gürtel sorgte hier für Sicherheit. Eine genau so bullig aussehende Dogge mit einer Schußsicheren Weste unterstützte ihn dabei. Der Ork schlürfte gerade einen Soykaf, der wohl aus der blubbernden Kaffeemaschine in der Ecke stammte.

Eine schmächtige Afro Norm kümmerte sich um den Verwaltungskram und die technische Wartung. Sie tätigte gerade ein Telekom Gespräch. Beide, Ork und Afro Norm, nickten den Elfinnen nur zu, ohne sie weiter zu beachten. Durch eine weitere Tür gelangten sie in das eigentliche Parkhaus. Das besondere war, hier wurden nicht nur Wagen abgestellt, sondern auch Haushaltsgüter. Viele Seattler Bürger arbeiten oft für längere Zeit im Ausland und da sie ihren ganzen Hausrat nicht mitnehmen wollen, lagern sie dann das überflüssige in solchen Häusern ein wie hier ein. Deswegen war die Decke hoch genug, daß hier noch ein Möbelwagen fahren konnte.

Über ein Treppenhaus gelangten sie in den fünften Stock. So was luxuriöses wie einen Fahrstuhl, Kameras oder Bewegungsmelder gab es nicht. Die Beleuchtung war spärlich. Die Betreiber des Parkhauses verließen sich voll und ganz auf Orkische Muskelkraft. Allzu viele Einstiegspunkte gab es hier auch nicht. Neben der Stahltür und dem Rolltor gab es nur noch eine Dachluke aus Stahl, die von innen mit einem großen massiven Riegel verschlossen war. Es war sogar ein Sensor angebracht, die ein Öffnen der Luke unten im Büro anzeigte. Eine weitere Möglichkeit wäre über die Belüftungsanlage gewesen, dessen Rohre für Frischluft im Haus sorgten und durch die sogar ein stämmiger Ork noch gut krabbeln konnte. Für die meisten potentielle Eindringlinge wie Squatter, Ganger und kleinere Diebe war die Sicherheit mehr als Ausreichend. Profis wie die beiden Elfen würden hier natürlich ohne Probleme hineinkommen, eine mit Sensor gesicherte Dachluke war kein wirkliches Hindernis, der Ork mit Repetierschrotflinte und die Dogge keine unüberwindlichen Gegner. Aber Shadowrunner drangen normalerweise nicht in solche Parkhäuser ein, da gab es lukrativere Ziele. Das fehlen von Kameras und die trotzdem ausreichende Sicherheit machten dieses Parkhaus zu einem perfektem Zwischenlager.
Zuletzt geändert von Cpt.Tripps am 31 Okt 2004, 20:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Nemesis
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Beitrag von Nemesis »

Klingt super, bin gespannt wie es weitergeht!!! :tuptup:
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Cpt.Tripps
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Beitrag von Cpt.Tripps »

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[zum Download]

Kommentare und Kritik sind natuerlich, wie immer - sehr willkommen!
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Lauren
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mh

Beitrag von Lauren »

Hallo.

Ich denke meine Meinung zu diesem Buch zu schreiben und das dem Autor ohne Gespräch darzubringen, ist zu schwer für mich, und bestimmte Punkte werden sicher anders verstanden, als ich sie meinte ... ach egal.

Ich habe das Buch jetzt durchgelesen und muss sagen, dass ich ganz schön gespalten bin. Ich will den Autor nicht zu sehr deprimieren, wenn ich sage, dass ich das Buch ausgesprochen sexistisch, grenzpädophil, realitätsfremd, hart (sehr hart) an der Grenze des guten Geschmacks und sehr banal fand. Gute Ansätze sind aber definitiv zu erkennen, ebenso wie die viele Mühe.


Mit Sexismus meine ich die Überbetonung bzw. die Reduzierung von Frauen (und Männdern) auf das Sexuelle bzw. deren Darstellung als stereotype ... "Geschäftsfrauen", also ein Typ Mensch, der in übertriebenem Maße Selbstbewusst und unverlätzlich ist. ICh habe gemerkt, dass der Autor das nicht so darstellen wollte, indem er durchaus den Menschen der beiden lesbischen Protagonistinnen und anderer kristallisieren wollte, es ist ihm aber nicht gelungen, er hat mich nicht überzeugen können. Dazu tragen sowohl die platte Namensgebung, der absolut nur von einem Mann schreibbare unvergleichiche Umgang mit "Erotik", die Übertriebenen Fähigkeiten der Akteure, als auch deren Darstellung.

[Eine heiße Schnalle mit kurzer Hose, engem Oberteil und dicken Titten sitzt an der Vindicator ballert einen Haufen Wachmänner über den Haufen und ist ein "typischer" Shadowrunner; nun gut, Gewaltverherrlichung und Menschenverachtung im Rahmen von Shadowrun mal hin oder her, das ist selbst für mich zu brechreizerregend platt. Die winzigen, in Sarkasmus tendierenden selbstironischen Humorfetzen haben den Braten dann auch nicht lecker gemacht, ich wette der Autor meinte das tatsächlich ernst, ansonsten hätte er niemals Gestalten wie "Racker" oder "Sakura" erfunden]

Was ich lese sind die Geschichten von vergewaltigten, pubertärerotische Phantasiegestalten. Mutmaßungen zum Alter des Autors spare ich mir. Also kommen wir zu Punkt 2:

Geschmack. Es liegt sicher an meiner Erziehung, dass Vergewaltigung für mich ein Thema ist, was ich an sich schon abstoßend und in höchstem Maße verächtlich empfinde, dieses dann auch noch authentisch in eine Geschichtshandlung einzuflechten bedarf schon großer Kunst, und dann die Auswirkungen einer derart traumatischen Erfahrung auf ein plattes Briefmarkenniveau zu drücken - hat mir schlichtweg den Magen umgedreht. Ich führe das nicht weiter aus, aber schlechter (und ich brauche das Wort nicht oft), geht es nun wirklich nicht.

Noch kurz zur Schreibe:
Die Beschreibungen und Aktionen der Lesben ist mir viel zu abgedroschen, um auch nur ansatzweise nett lesbar zu sein. Ich übertreibe nicht sehr, wenn ich sage, dass die kleinen Handlungen auf dem Niveau von "schmollmundziehen", saft streicheln und verschmitzt lächeln bleiben.

Es gibt auch gute Aspekte, z.B. ist ab und zu eine "abstrakte Umgebungsdarstellung" (ich weiß, dass es diesen Terminus nicht gibt) vorhanden (bsp: Sie stiegen nicht einfach nur in ein Auto, sondern sie stiegen in ein Auto, in dessen Lehne schon viele Leute anscheinend die Schärfe ihrer Taschenmesser ausprobiert haben).


Naja, mehr kann ich nicht schreiben. Auch wenn ich diese Kritik rein konstruktiv meine, so finde ich es persönlich sehr bedenklich, wenn es tatsächlich Menschen gibt, die diesem Text eine Wertung von 10 von 10 Punkten verleihen. Aber gut, mich solls nicht stören.


Ciao, Lau


Und DER Running-Gag schlechthin: "Na, wie geht´s, kleiner Racker?"
. . . q. e. d.
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Beitrag von Indigo »

Also ich hab den Roman nicht gelesen aber die Leseprobe haut mich jetzt nicht so vom Hocker. Klingt ein bisschen wie ein Stück Shadowrun-Tischabend "Wir bewegen uns von A nach C über B" der in 5 Mins abgehakt ist. Aber das ganze in ne gute Seite Text zu packen auf der nicht wirklich was passiert find ich bisschen langweilig. Ob ich nach Laurens Kritik noch nen Blick auf den Roman werfe weiß ich ehrlich gesagt noch nicht.
Ich hab nur Unsinn im Sinn - und ich hab dich im Visier ;-p

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Beitrag von Jingles »

Ich weiss gar nicht, was ihr habt. Elfinnen sind doch in Männerphantasien immer scharf und lesbisch *eg*

Och, ich finde die Geschichte schon ganz nett geschrieben, wenn nur nicht alles so oberflächlich und klischiert wäre. Es hätte ruhig ein Hauch mehr Tiefgang sein dürfen, und etwas mehr Dramatik hätte auch nicht geschadet. So liest es sich halt wie ein Playboy-Krimi (ja, die les ich immer heimlich zu Hause auf´m Klo *gg*) :rtfm!:
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