Nur zu Besuch

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Jezebelle
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Nur zu Besuch

Beitrag von Jezebelle »

#Ok, ich versuch`s auch mal... :oops:
Ist meine erste Kurzgeschichte (vorher hab ich immer nur längere Sachen geschrieben und nie zuende gekriegt...) und ich bin für jede Kritik dankbar!#




Nur zu Besuch…

Entnervt klopfte sie das große, geblümte Kissen aus, als sie die ersten Schritte im Monorailbahnhof machte. Konnten die Leute nicht endlich Massenbeförderungsmittel auch für Trolle erfinden? Sie hasste es in der kalten und vor allem matschigen Jahreszeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein zu müssen. Das Kissen, auf das sie sich in der Bahn kniete um nicht mit dem Kopf anzustoßen, oder überhaupt hineinzupassen, war nun fleckig und nass. Noch ca. 5 Minuten Fußweg trennten sie von ihrem Ziel, dem Haus ihres Freundes Oliver. Es nieselte und kalter Wind pfiff ihr um die Ohren. In dieser Gegend waren Trolle recht selten. Alles war hier ordentlich und aufgeräumt. In den kleinen, maximal dreistöckigen Häusern mit Parkanlage drumherum lebten die ganzen Norm Konzernsklaven ihren Traum von Freiheit und Natur. Das und der Umstand, dass sie auch kein zu braves Mädchen war mit ihrem Mantel und dem provokanten Spruch auf ihrem Shirt, machte ihr bewusst, dass ihr einige krumme Blicke gewiss waren. So lächelte sie die alte Normfrau offensiv an, die sie anglotzte und der, der Mund vor Empörung offen stand, und schaukelte ihre gut 400kg fröhlich an ihr vorbei.

Beim Appartement ihres Chummers angekommen, rief sie den Fahrstuhl und fuhr hoch in die oberste Etage. Auch hier war alles so aufgeräumt und sauber. Sie war eher den Dreck der Barrens gewohnt,, wo sich niemand darum kümmerte, wie es in einem Hausflur oder überhaupt außerhalb seiner eigenen Wohnung aussah. Hier lief sie über einen Teppich ohne Flecken und überall roch es nach Blumen oder so was. An der Appartementtür angekommen, schloss sie das Zimmer auf und trat ein. Die kleine Wohnung war ordentlich wie immer, nur der Geruch war etwas streng. Aber auch das war kein Problem für sie, es roch nur nach versagtem Deo und das passierte ihr auch öfter.

Ein breites Lächeln zog sich über ihre Hauer, als sie ihren Freund erblickte. Bekannt dafür, andere kaum zu Wort kommen zu lassen, sprudelte es dann auch gleich aus ihr heraus.„Hey Oliver! Siehst gut aus, man!“ Das Bett knarzte protestierend, als sie ihren trollösen Hintern darauf pflanzte. Solche Geräusche waren ihr zu Genüge von allmöglichen Möbelstücken bekannt, also störte sie sich nicht daran.

Und dann begann sie wie immer zu erzählen. Alles was so die Woche passiert war. Das nebenbei laufende Trid strich sie völlig aus ihrer Wahrnehmung. Für sie zählte nur das Gespräch. „Bandit hat mich angerufen. Es geht ihm gut, er hat einen neuen Job und repariert nun für Konzernpinkels ihre Karren. Macht gutes Geld damit, hat er gesagt. Er fühlt sich echt wohl in Snohomish und wird da wohl bleiben. Die Werkstatt ist ziemlich niedlich und er hat auch viele von seinen alten Sachen drin unterbringen können. Er hat sogar eine Angestellte! Kennst Du noch Marie? Marie, die kleine von den Spikes. Sie gehen aus! Nicht zu fassen, oder?“ Kichernd schüttelte sie den Kopf, ihre rotblonden Locken fielen ihr dabei ins Gesicht und sie klemmte sie beiläufig hinter eines ihrer gewundenen Hörner. „Er hat mir auch versprochen, dass er mal mitkommt. Es tut ihm leid, dass das bisher nicht geklappt hat. Du kennst ihn ja, immer was zu tun und nie Zeit für seine Chummer, die Arbeit geht immer vor!“ Sie warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, genoss den Anblick der Bäume und des blauen Himmels. „Ich freu mich schon, wenn wir wieder alle zusammen an einem Tisch sitzen bei Alessandro`s. Weißt Du, wie in alten Zeiten, noch mit Fist und Manastorm. Spaghetti al Dingens bis zum Abwinken, bis der dicke Kellner sich nen Bruch geschleppt hat. Ich vermiss das echt…“ ein tiefer Seufzer entfuhr ihr. Die Erinnerungen an die Zeit schmerzten, aber sie rang sich ein Lächeln ab. “Fist fehlt mir und Manastorm irgendwie auch. Wobei unsere Funzel ja schon immer etwas schwierig war, hmh? Erinnerst Du Dich noch, wo er den Typen im Woodland Park Zoo zusammengemault hat und damit beinahe die Übergabe hat platzen lassen?“ Nun musste sie ein wenig schmunzeln. „Bandit und Du habt ihn nur mit Mühe beruhigt und dann noch alles sauber über die Bühne gebracht. Oh man, wir waren ein gutes Team, hmh Oliver? Wir waren nicht nur gut, wir waren die Besten!“ Ein kleiner Kloß machte sich in ihrem Hals breit und auch die Unterlippe zuckte etwas. „Aber hey, das kommt wieder. Das packen wir schon. Da bin ich ganz sicher. Nächstes Mal bring ich Bandit mit, vielleicht erheitert Dich das dann ja mehr. Du mochtest seine doofen Witze doch immer!“ Wieder seufzte sie und ihre Stimme klang schon ziemlich belegt. „Ich muss schon wieder los, wollt nur kurz reinschneien und Hallo sagen. Also mach`s gut, ja?“

Langsam erhob sie sich dann und sah ihren Freund an, wie er so reglos in seinem Bett lag. All das was er mal gewesen war, war weg. So eingefallen und abgemagert hätte ihn wohl niemand mehr für den stattlichen Troll gehalten, der auf dem Foto an der Wand zu sehen war. Einer von fünf Trollen in Panzerung, mit Waffen, Deck und Foki ausgerüstet, die diabolisch grinsend in die Kamera geblickt hatten. Das Foto unter dem in krakeliger Schrift „Plan-B TroggieTeam forever!“ geschrieben stand.
Olivers 2.98m lagen nur noch fahl und blass in einem Krankenbett. Keine Spur mehr von modischer Kleidung, das OP-Hemd hatte er schon seit Jahren nicht ausgezogen. Keine Spur mehr von der massigen Statur, die die Spezies Troll so auszeichnete. Sogar die kleinen Hörner wirkten, als würde er sie hängen lassen. Zärtlich strich sie über die strubbeligen blonden Haare und die raue Haut um die Buchse an seiner Schläfe. Er war ein guter Decker gewesen, für einen Troll ein verdammt Guter! Er hatte es nicht verdient so vor sich hinzuvegetieren, hatte es nicht verdient, dass das ICE ihn zu diesem bedauerlichen Häufchen Elend gemacht hatte. Irgendwann würde ein Arzt ihm helfen können. Irgendwann würde dass alles wieder so sein wie früher. Ihre Augen wurden feucht, als sie in seine blickte, die nur kalt geradeaus starrten und sich nicht regten, nichts wahrzunehmen schienen, sie sicher nicht einmal wieder erkannten. Sie sahen nichts. Nicht sie, nicht das Trid, nicht das Geschehen und die Geräte um ihn herum, die ihn am Leben hielten. Der Herzmonitor der sein stetes Piepen von sich gab, die Magensonde die leicht blubberte und das sonore Summen des Gerätes, das seine Hirnaktivität aufzeichnete. Für sie waren diese Geräusche unglaublich laut, bohrten sich in ihre Gedanken, aber immerhin zeigten sie an, dass er noch irgendwie am Leben war. Sie beugte sich zu ihm runter und küsste sanft seine Stirn, dann richtete sie die Bettdecke und blickte sich ein letztes Mal um bevor sie die Wohnung dann wieder verließ. „Mach`s gut, Kibble! Ich komm sicher bald wieder zu Besuch…“
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Indigo
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Beitrag von Indigo »

Hiho Jeze,

oh ja, das gefällt mir gut, ein klein bisschen was an Kommas und dem üblichen Dreck, aber jetzt mal zum Inhalt.

Sehr schön, nur ahnt man zu schnell was los ist, lass sie nicht die Wohnung selber aufschließen, lass sie sich über ein Haussystem identifizieren lassen oder sowas...

Und der Monolog ist zu lange, ich wurde schnell misstrauisch, warum er nicht antwortet, wenn du das noch kürzt dann ist es perfekt.

Sehr schöne kleine Story *snief*

Greetz

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Jezebelle
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Beitrag von Jezebelle »

@Indigo

Danke für Deine Kritik! Ich hatte den Mittelteil (mit dem Gerede) grad erst länger gemacht, weil Krix meinte es sei besser so, aber ich kann`s ja nochmal anders versuchen.
Und ja, das war das Schwierige daran. Irgendwie davon abzulenken, dass er nicht antwortet... Hmh, aber scheinbar war ich für einen 1. Versuch nicht schlecht, ich werkel dran! ^^
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Jingles
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Beitrag von Jingles »

Jo süüüüss :)

Den Monolog finde ich gar nicht schlecht, aber Indigo hat recht, der Leser kommt sehr schnell drauf dass was nicht stimmt.

Man könnte es ein bisschen auflockern, indem sie zum Beispiel zwischendurch aufsteht und ans Fenster geht, ein bisschen über das Wetter redet, mal kurz den Raum verlässt, irgendwas holt, vielleicht was aus ner Zeitschrift vorliest usw. Auf jeden Fall Formulierungen vermeiden, auf die der Gesprächspartner antworten müsste, bzw. sofort wieder davon ablenken, indem man es so aussehen lässt als würde sie ihn nicht zu Wort kommen lassen: "Ja, ich weiss...", "Du sagst jetzt bestimmt wieder...", "Ach, da fällt mir ein..." :wink:

Sonst finde ich die Story jedenfalls sehr hübsch und...ja... *snief*

:ok:
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Corn
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Beitrag von Corn »

So, ich geb auch mal meinen senf dazu...

Mir hat die Geschichte uch gefallen, traurig und irgendwie erinnerte sie mich an altes eisen *schnief* Mir gefälts jedenfalls und die Idee von Jingels würde ich unterstützen...

Das einziege was mich ein wenig irritierte, ar das sie in einer schnukeligen Gegend mit vielen Menchen in eins "ihere" kleinen Häuser geht, dort in den Fahrstuhl steigt und dann in eine Wohnung geht und dort den Trolldecker besucht. Vielleicht könnte sie noch einige Probleme mit der Größe von Fahrstuhl und Tür haben oder sowas oder du sagst das das haus für trolle angepasst ist, oder so...

Wieso liegt der arme kerl eigentlich net in nem Pflegeheim, wenn er 100% pflegebedürftig ist? Geld scheint ja nicht so das prob zu sein...

So aber genug gemeckert (warscheinlich bin ich der einzige der hier so begriffsstutzig ist udn alle anderen vesrtehen meine fragen auf anhieb) im großen und ganzen bist du auf dem richtigen weg, weiter so :ok:
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Jezebelle
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Beitrag von Jezebelle »

@Jingles und Corn

Auch an euch ein DANKE! Und ich lass mir die Ideen am WE mal durch den Kopf gehen! ^^
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Jezebelle
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Beitrag von Jezebelle »

@all
Ich sitz grad und werkel und versuch eure Ideen einzubauen, wenn ich`s fertig hab, poste ich es nochmal hier drunter.


@Corn
Er liegt deswegen nicht in einem Pflegeheim, weil er ein Ex-Runner ohne SIN ist! ^^ Und sie die Pflege keinem Fremden überlassen will.
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Beitrag von Jezebelle »

So, mal sehen ob es nun besser ist! ^^


Nur zu Besuch…

Entnervt klopfte sie das große, geblümte Kissen aus, sodass der Sand rieselte und einige etwas irritiert schauten, als sie die ersten Schritte im Monorailbahnhof machte. Konnten die Leute nicht endlich Massenbeförderungsmittel auch für Trolle erfinden? Irgendetwas was groß genug war, dass sie nicht immer den Kopf einziehen musste, irgendetwas worin sie aufrecht stehen konnte. Sie hasste es in der kalten und vor allem matschigen Jahreszeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Das Kissen, auf das sie sich in der Bahn kniete um nicht mit dem Kopf anzustoßen, oder überhaupt hineinzupassen, war nun fleckig und nass. Noch ca. 5 Minuten Fußweg trennten sie von ihrem Ziel, dem Haus ihres Freundes Oliver. Es nieselte und kalter Wind pfiff ihr um die Ohren. Alles war hier ordentlich und aufgeräumt. In den kleinen, maximal dreistöckigen Häusern mit Parkanlage drum herum lebten die ganzen Norm Konzernsklaven ihren Traum von Freiheit und Natur. Geflasterte Wege, niedliche Vorgärten mit Blümchen, dem obligatorischen Gartenteich und der Schaukel für die statistischen 1,4 Kinder bei den Norms. Hier waren Trolle recht selten. Das und der Umstand, dass sie auch nicht aussah wie ein braves Trollmädchen, mit ihrem Ledermantel und dem provokanten Spruch auf ihrem Shirt, machte ihr bewusst, dass ihr einige krumme Blicke gewiss waren. So lächelte sie dann zum Beispiel die alte Normfrau offensiv an, die sie anglotzte und der, der Mund vor Empörung offen stand als sie las was dort stand, und schaukelte ihre gut 400kg fröhlich an ihr vorbei.

Beim Appartement ihres Chummers angekommen, rief sie den Fahrstuhl. Sie musste sich ziemlich klein machen um dort hineinzupassen. Sie kam sich vor wie in einer Schachtel als die Türen zugingen. Fehlte nur noch, dass jemand eine Marke draufkleben und sie verschicken wollte. Mit einem Ächzen entfaltete sie sich, als sie im obersten Stockwerk ankam und sie aus dem Fahrstuhl stieg. Auch hier war alles so aufgeräumt und sauber. Sie war eher den Dreck der Barrens gewohnt, wo sich niemand darum kümmerte, wie es in einem Hausflur oder überhaupt außerhalb seiner eigenen Wohnung aussah. Hier lief sie über einen Teppich ohne Flecken und überall roch es nach Blumen oder so was. An der Appartementtür angekommen, drückte sie auf die Sprechanlage. „Hey, Kibble! Ich bin`s Bellybutton!“ Ein Knacken der Sprechanlage kam als Antwort und der Türsummer zeigte ihr an, dass sie die Wohnung betreten konnte. Sie schob die Tür auf, duckte sich durch den Rahmen und trat ein. Die kleine Wohnung war ordentlich wie immer, nur der Geruch war etwas streng. Aber auch das war kein Problem für sie, es roch nur nach versagtem Deo und das passierte ihr auch öfter.

Ein breites Lächeln zog sich über ihre Hauer, als sie ihren Freund erblickte. Bekannt dafür, andere kaum zu Wort kommen zu lassen, sprudelte es dann auch gleich aus ihr heraus.„Hey Oliver! Siehst gut aus, man!“ Das Bett knarzte protestierend, als sie ihren trollösen Hintern darauf pflanzte. Solche Geräusche waren ihr zu Genüge von allmöglichen Möbelstücken bekannt, also störte sie sich nicht daran.

„Bandit hat mich angerufen. Es geht ihm gut, er hat einen neuen Job und repariert nun für Konzernpinkels ihre Karren. Macht gutes Geld damit, hat er gesagt. Er fühlt sich echt wohl in Snohomish und wird da wohl bleiben. Die Werkstatt ist ziemlich niedlich und er hat auch viele von seinen alten Sachen drin unterbringen können. Er hat sogar eine Angestellte! Kennst Du noch Marie? Na Du weißt schon. Marie, die kleine von den Spikes. Sie gehen aus! Nicht zu fassen, oder?“ Kichernd schüttelte sie den Kopf, ihre rotblonden Locken fielen ihr dabei ins Gesicht und sie klemmte sie beiläufig hinter eines ihrer gewundenen Hörner. „Er hat mir auch versprochen, dass er mal mitkommt. Es tut ihm leid, dass das bisher nicht geklappt hat. Du kennst ihn ja, immer was zu tun und nie Zeit für seine Chummer, die Arbeit geht immer vor!“ Sie warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, genoss den Anblick der Bäume und des blauen Himmels. Ein paar Schritte machte sie durch`s Zimmer, sah ihn wieder an. „Ich freu mich schon, wenn wir wieder alle zusammen an einem Tisch sitzen bei Alessandro`s. Weißt Du, wie in alten Zeiten, noch mit Fist und Manastorm. Spaghetti al Dingens bis zum Abwinken, bis der dicke Kellner sich nen Bruch geschleppt hat.“ Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr. Die Erinnerungen an die Zeit schmerzten, aber sie rang sich ein Lächeln ab. “Fist fehlt mir und Manastorm irgendwie auch. Wobei unsere Funzel ja schon immer etwas schwierig war. Du erinnerst Dich bestimmt noch daran, wo er den Typen im Woodland Park Zoo zusammengemault hat und damit beinahe die Übergabe hat platzen lassen.“ Nun musste sie ein wenig schmunzeln. „Bandit und Du, ihr habt ihn nur mit Mühe beruhigt und dann noch alles sauber über die Bühne gebracht. Oh man, wir waren ein gutes Team. Wir waren nicht nur gut, wir waren die Besten!“ Ein kleiner Kloß machte sich in ihrem Hals breit und auch die Unterlippe zuckte etwas. Wieder seufzte sie und ihre Stimme klang schon ziemlich belegt. „Ich muss schon wieder los, wollt nur kurz reinschneien und Hallo sagen. Also mach`s gut, ja?“

Langsam erhob sie sich dann und sah ihren Freund an, wie er so reglos in seinem Bett lag. All das was er mal gewesen war, war weg. So eingefallen und abgemagert hätte ihn wohl niemand mehr für den stattlichen Troll gehalten, der auf dem Foto an der Wand zu sehen war. Einer von fünf Trollen in Panzerung, mit Waffen, Deck und Foki ausgerüstet, die diabolisch grinsend in die Kamera geblickt hatten, für den Fotografen als „böse Runner“ posiert hatten. Das Foto unter dem in krakeliger Schrift „Plan-B TroggieTeam forever!“ geschrieben stand.
Olivers 2.98m lagen nur noch fahl und blass in einem Krankenbett. Keine Spur mehr von modischer Kleidung, das OP-Hemd hatte er schon seit Jahren nicht ausgezogen. Keine Spur mehr von der massigen Statur, die die Spezies Troll so auszeichnete. Sogar die kleinen Hörner wirkten, als würde er sie hängen lassen. Zärtlich strich sie über die strubbeligen blonden Haare und die raue Haut um die Buchse an seiner Schläfe, zeichnete mit der Fingerspitze den Übergang von Metall zu seiner Haut nach. Er war ein guter Decker gewesen, für einen Troll ein verdammt Guter! Er hatte es nicht verdient so vor sich hinzuvegetieren, hatte es nicht verdient, dass das ICE ihn zu diesem bedauerlichen Häufchen Elend gemacht hatte. Irgendwann würde ein Arzt ihm helfen können. Irgendwann würde dass alles wieder so sein wie früher. Ihre Augen wurden feucht, als sie in seine blickte, die nur kalt geradeaus starrten und sich nicht regten, nichts wahrzunehmen schienen, sie sicher nicht einmal wieder erkannten. Sie sahen nichts. Nicht sie, nicht das Trid, nicht das Geschehen und die Geräte um ihn herum, die ihn am Leben hielten. Der Herzmonitor der sein stetes Piepen von sich gab, die Magensonde die leicht blubberte und das sonore Summen des Gerätes, das seine Hirnaktivität aufzeichnete. Für sie waren diese Geräusche unglaublich laut, bohrten sich in ihre Gedanken, aber immerhin zeigten sie an, dass er noch irgendwie am Leben war. Sie beugte sich zu ihm runter und küsste sanft seine Stirn, dann richtete sie die Bettdecke und ging zu der Schließanlage des Hauses um die Spracherkennung neu zu programmieren, damit sie ihr auch das nächste Mal wieder die Tür öffnete. Ein letztes Mal blickte sie sich um und sah ihn an, bevor sie die Wohnung dann wieder verließ. „Mach`s gut, Kibble! Ich komm sicher bald wieder zu Besuch…“
Zuletzt geändert von Jezebelle am 07 Nov 2006, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Jingles
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Beitrag von Jingles »

Hm, schon besser :)

Aber diese Passage
Und dann begann sie wie immer zu erzählen. Alles was so die Woche passiert war. Das nebenbei laufende Trid strich sie völlig aus ihrer Wahrnehmung. Für sie zählte nur das Gespräch.
würde ich ersatzlos streichen. Den Leser geht´s nen Feuchten an, ob sie das immer so macht. Schliesslich soll es eine Momentaufnahme sein :wink:

Aber für ein Erstlingswerk ist das Thema auch ganz schön tricky...
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Beitrag von Jezebelle »

Kay... gestrichen! ^^
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Indigo
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Beitrag von Indigo »

In welcher Farbe? :roll:
Ist prima! :ok:
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Beitrag von Jezebelle »

@Indigo
*lach* "Himbeerrot"! *grins*

Und? Ist se so nun ok? Kann ich Dein "Prima" so deuten?
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Cynic
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Beitrag von Cynic »

Liest sich echt gut und flüssig, gefällt mir! Nur würd mich interessierenwas auf dem T-Shirt steht, bin halt ein ganz neugieriger.... aber als stilmittel ist das genail, wenns nicht verraten wird..... also so lassen :roll: ich und mein Gelaber
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Beitrag von Indigo »

Ja ich find sie ok, liest sich sehr schön :ok:
Ich muss auch mal wieder was schreiben...na mal sehen, wenn die Kleine schläft...
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Corn
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Beitrag von Corn »

@Indigo: vielleicht was über runner die eltern werden? :-D:
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